Rennen

2016

Deutsche Radsport-Meisterschaften in Essen: GSC Bodensee mit drei Radsportlern mit am Start, gelungene Premiere für Sven Hock & Christoph Mientus, Gold und Silber für Bianca Metz.

 

Vom 26.-28.05.2016 wurde in der Ruhrmetropole Essen das 24. Deutsche Gehörlosen-Sportfest ausgerichtet. Im Rahmen der Großveranstaltung fanden diverse Meisterschaften in den über 20 Sparten des DGS (Deutscher Gehörlosen-Sportverband) statt.
Auch die Radrennfahrer des GSCB mit Bianca Metz und den beiden Newcomern Christoph Mientus und Sven Hock bezogen in der Nähe von Essen Quartier, um am Einzelzeitfahren und Straßenrennen der Sparte Radsport teilzunehmen.
Am Donnerstagnachmittag wurde bereits vor der offiziellen Eröffnung des Sportfests in Bochum die deutsche Meisterschaft im Einzelzeitfahren ausgetragen. Hier fuhr Sven Hock auf den siebten Platz und Christoph Mientus auf den elften Platz bei den Männern. Dieses Rennen ging über zwölf Runden und 21,6 Kilometer. Bianca Metz setzte sich auf neun Runden und 16,8 Kilometer gegen Nationalmannschaftskollegin Isabelle-Sophie Boberg (GSV Landshut) durch und verteidigte zum dritten Mal in Folge ihren Zeitfahr-Meistertitel bei den Damen.
In Dortmund wurden dann am Samstag noch die Titelkämpfe im Straßenrennen eingeläutet. Der tellerflache Rundkurs „Niere“ von nur 800 Metern Länge musste von den Teilnehmer/innen sehr häufig befahren werden, um anschließend auf die Distanzen von 60 km (Elite Männer) bzw. 40 Kilometer (alle anderen Klassen)  zu kommen.
Christoph Mientus und Sven Hock konnten sich zu Beginn des Rennens einen Platz in der Spitzengruppe der Männer erkämpfen. Nachdem die Nationalfahrer um den Favoriten und späteren Sieger Peter Hiltl (GSV München) immer wieder Attacken fuhren, mussten sich beide in Verfolgergruppen zurückfallen lassen. Beide fuhren ihr Premiere-Rennen bis zum Ende taktisch klug, wofür Christoph Mientus am Ende mit dem 10. Platz und Sven Hock mit Rang sieben belohnt wurde.
Bianca Metz, die zusammen mit ihren beiden Mitstreiterinnen aus der Nationalmannschaft, Isabelle-Sophie Boberg (GSV Landshut) und Luise Jungnickel (GV Berlin), sowie weiteren neuen Fahrerinnen startete, fuhr ein starkes Rennen. Keine der drei wettkampflustigen Frauen wollte ihren Sieg verschenken, so wurden zahlreiche Angriffe gefahren. Doch keine konnte sich von den anderen absetzen, was eine Entscheidung im Finalsprint herbeiführte.  Hier war Bianca Metz zunächst vorn, wurde dann auf den letzten Metern von Isabelle-Sophie Boberg überholt; und Luise Jungnickel folgte nur einen Wimpernschlag dahinter. Im Hinblick auf die im August anstehenden Radsport-Europameisterschaften im belgischen Brügge kann man also davon ausgehen, dass die drei in etwa gleichstarken Frauen einen erstklassigen Damenkader stellen werden.

Christoph Mientus, Bianca Metz und Sven Hock
Christoph Mientus, Bianca Metz und Sven Hock

2015

Deutsche Gehörlosen-Meisterschaften im Einzelzeitfahren am 13.09.2015

Das Meisterschaftsrennen an sich wurde erst am vergangenen Sonntag in der Nähe von Dingolfing/Bayern ausgetragen. Hierzu kamen circa 15 gehörlose und schwerhörige Radrennfahrer aus ganz Deutschland zusammen. Da es aber am Samstag bereits als weiteren Programmpunkt neben der DM noch eine gemeinsame Trainingsausfahrt mit allen Teilnehmern gab, reiste ich bereits am Freitagnachmittag mit dem Auto zum Gasthof an, in dem alle Sportler und Betreuer der Nationalmannschaft gemeinsam untergebracht waren. Ich wollte mir für die Fahrt in Ruhe Zeit nehmen, hatte keinen Chauffeur und musste mir die Fahrzeit mit Pausen selbst einteilen.
Ich kam schließlich etwas später an als geplant, denn auf der Autobahn gab es immer wieder Stau und es ging zähflüssig voran. Selten hatte ich mehr als 120 km/h auf dem Tacho. Nachdem ich mich in mein Zimmer eingecheckt hatte, gönnte ich mir nur eine kurze Erholungspause, ließ größtenteils alles stehen und schwang mich mit dröhnendem Kopf gleich aufs Rad, um die Strecke fürs Einzelzeitfahren am Sonntag zu besichtigen. Die Runde mit dem Rad war genau die richtige Idee, denn die frische Luft tat gut und war das komplette Kontrastprogramm zu den beengten Verhältnissen im Auto, das für mich immer wieder ein goldener Käfig ist - man kommt schnell von A nach B, meistens jedenfalls, aber es ist für mich nur ein Transportmittel, und sonst nichts. Ganz getreu dem Motto: "Vier Reifen bewegen/transportieren den Körper, zwei Reifen die Seele". Nachdem ich in Ruhe die Gegebenheiten vor Ort besichtigt hatten, war ich ganz zufrieden mit der Strecke: So gut wie flach, ein paar kleine Kurven und guter Straßenbelag. An zwei Verkehrsinseln sollte jeweils die Wende sein, die Straße breit genug für Radsportler samt Zeitfahrmaschine in beiden Richtungen.
Bereits Ende Juli hatte ich mit speziellem Zeitfahrtraining begonnen, so gut das eben geht, wenn man zuhause und auf nicht abgesperrter Strecke fährt. Da kommt dann schon mal ein Auto, ein Hindernis oder eine Abzweigung dazwischen, wo man dann doch aus Sicherheitsgründen herunterbremsen muss. Trotzdem konnte ich mich im Training immer weiter steigern und war zuversichtlich, bei der DM eine gute Platzierung einzufahren oder sogar den Titel vom letzten Jahr zu verteidigen (obwohl ich keine spezielle Zeitfahrmaschine habe und das normale Rennrad für den Wettkampf herhalten musste). Dazu kommt, dass mir zum Ende des Traingsprogramms das Zeitfahren sowieso so langsam zum Hals raus hing und ich froh war, nach dem Rennen wieder etwas gemäßigter Rennrad fahren zu können - Zeitfahrtraining ist brutal, 20, 30, 40 Minuten nur volle Kanne am oberen Limit durch die Gegend ballern.
Nach dem Training machte ich mich frisch und begab mich zum Abendessen. Später kam dann noch ein Teil der anderen Rennteilnehmer, die eine weitere Anreise hatten und deshalb auch nicht am Samstag erst mit dem Auto von zuhause losfahren wollten. Ich legte mich bald ins Bett, da ich von der Autofahrt noch ziemlich kaputt war und nochmal Kraft für das wichtige Rennen sammeln wollte. Es zählte - nur gemessen an den Rahmenbedingungen - nicht unbedingt zu den härtesten in diesem Jahr, war jedoch trotzdem ein wichtiges Highlight, denn es ging immerhin um einen Meistertitel.

Am Samstagmorgen frühstückten wir gemütlich, dann kamen nach und nach die weiteren Fahrer, sodass die Gruppe zum Mittagessen hin komplett war. Am Vormittag gab es noch Gespräche und Beratung in der Nationalmannschaft - wir müssen schon jetzt einige Absprachen und Vorbereitungen für die nächstes Jahr anstehenden Gehörlosen-Radsport-Europameisterschaften in Brügge/Belgien (Ende August) treffen. Nachdem wir unser Mittagessen eingenommen hatten, das aus einem Snack aus der hotelinternen Metzgerei bestand (für mich als Vegetarierin ein Käsebrötchen - die 7 Scheiben Käse waren mir irgendwie ein kleines bisschen zu viel!), machten wir uns fertig für eine gemeinsame Trainingsausfahrt über 76 km.
Die Tour führte uns über einige Anstiege und Abfahrten rund um Dingolfing, bei denen wir fleißig Höhenmeter scheffelten. Weil nur zwei Sportler die Route auf ihren Garmin-Fahrrdcomputern hatten, war es etwas schwierig, die Gruppe mit unterschiedlich starken Fahrern so zu koordinieren, dass trotzdem alle einigermaßen zusammen blieben. Ich gehörte zu denen, die die Strecke auf dem Garmin-Gerät hatten und achtete dementsprechend darauf, dass niemand den Anschluss verpasste. Im Großen und Ganzen fuhren wir eine entspannte, pannen- und unfallfreie Runde und die Begegnungen mit gefühlt 100 Traktoren in der ostbayrischen Pampa verliefen alle unproblematisch (was bei völlig gehörlosen dh. tauben Menschen durchaus eine Herausforderung sein kann, die dann den herannahenden Traktor nicht bemerken). Ich achtete darauf, mein Tempo kontrolliert zu fahren und nicht zu viel Energie liegen zu lassen, die mir dann für das eigentliche Rennen fehlen könnte. Ein paar Sprints waren bei mir auch drin, aber ich raste lange nicht so schnell die Berge hoch wie die Herren der Schöpfung und wollte kühlen Kopf bewahren. Auch wenn mir das nicht leicht fiel und ich eigentlich von Natur aus nicht abgeneigt bin, dann doch mitzumachen und - natürlich - jedes Mal zu verlieren.
Am Abend gab es eine Infoveranstaltung vom Fachwart der Sparte Radsport (so etwas wie der Organisator und Koordinator für alle Gehörlosen-Radsportler in Deutschland, insbesondere für die Nationalmannschaft) und von Gottfried Paulus, der früher Fachwart war, an der Gründung des Gehörlosen-Radsports in Deutschland erheblich mitgewirkt hat und heute viele Presseberichte schreibt, sowie die Rennen mitorganisiert. Es soll in Zukunft ein paar Veränderungen geben, nämlich, dass der Gehörlosen-Radsport enger mit dem "normalen", nichtbehinderten Radsport verknüpft wird. Zum Beispiel, indem mehr gemeinsame Rennen von Gehörlosen-Sportvereinen und hörenden Sportvereinen ausgerichtet werden. Darüber gab es eine große Debatte und das Treffen mit fast allen Gehörlosen-Radsportlern in Deutschland war der perfekte Anlass, um mit allen gemeinsam über diese Themen zu sprechen.

Der Sonntag machte seinem Namen alle Ehre, begann mit strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel, sowie angenehmen 15 Grad um 9 Uhr morgens. Bis zum Nachmittag kletterten die Temperaturen sogar auf bis zu 25 Grad, was für uns in dieser Hinsicht perfekte Rennbedingungen bedeutete. Leider kriegte ich zum Frühstück kaum einen Bissen runter, weil ich schrecklich nervös war. In der Folge war mir schlecht, was das Problem noch verschlimmerte. Alle saßen in dem Raum und aßen, ich schaute dabei zu und bekam einfach nichts gegessen! Aus purer Verzweiflung trank ich 5 Tassen Tee und hoffte und betete inständig, dass mir diese Energie für das Rennen doch wenigstens reichen möge. Ich war sehr stolz darauf, nach einer halben Stunde dann sogar einen halben Müsliriegel runterbekommen zu haben. Aber dann war Schluss, ich konnte und wollte kein Essen mehr sehen.
Nachdem ich die Koffer gepackt hatte und bezahlen wollte, dauerte es sehr lange, bis die Rechnung ausgedruckt war und ich hechtete zum Auto. Wir fuhren in einer Wagenkolonne zur ca. 5 km entfernten Rennstrecke, die noch von allen Seiten zugänglich war. Später wurde dann alles dichtgemacht und abgesperrt. Da wir etwas spät dran waren und es auch länger dauerte, bis wir in dem von Autos und Rennfahrern völlig überfüllten Mini-Dorf einen Parkplatz fanden, hatte ich leider nicht mehr so viel Zeit, um mich warm zu fahren. Die Strecke hatte ich bereits gesehen, was mir mental auf jeden Fall half. Ich machte das Rad fertig, brachte die Startnummern an und rollte bald zum Start. Dort holte ich nochmal tief Luft, ehe ich auch schon ganz vorn an der Linie stand, an der Reihe war und die letzten 10 Sekunden heruntergezählt wurden. Ich startete bei den Frauen als Zweite von dreien. Eigentlich fährt die Titelverteidigerin zuletzt, aber diesmal war die Startreihenfolge vom Veranstalter ausgelost worden und wir konnten keinen Einfluss darauf nehmen. Alle 30 Sekunden wurde ein Starter ins Rennen geschickt.
Es lief gut, aber meine Beine waren an diesem Tag nicht die besten, das habe ich sofort gemerkt. Zwar kann ich dann trotzdem ordentlich in die Pedale hauen und Druck aufbauen, aber ich merke ständig meine Beine, die eigentlich nicht wollen (sie müssen aber!!). Der Gang, den ich zum Start gewählt hatte, war genau richtig, was mir sofort half, die angestaute Nervösität Schritt für Schritt abzubauen. Ich konzentrierte mich auf die Atmung und raste mit manchmal über 40 km/h über den Asphalt. Der Fahrtwind muss furchtbar laut gewesen sein, aber da man im Gehörlosen-Wettkampf keine Hörhilften (Hörgeräte oder Cochlea Implantate) tragen darf, damit alle auf gleicher Höhe mit den vollständig Tauben sind, war es kurioserweise trotz der hohen Geschwindigkeit vollkommen still um mich. Die Zuschauer riefen und klatschten, aber ich hörte nichts. Das irritierte mich anfangs noch, obwohl ich bereits öfters ohne Hörgeräte trainiert hatte und das auch eigentlich nichts Neues für mich war.
Auf dem ersten Teil der Strecke hatten wir mit Gegendwind zu kämpfen, weshalb ich dann nach der Wende in entgegengesetzter Richtung etwas schneller war. Ich sah meine Hauptkonkurrentin und Kollegin der Nationalmannschaft, Isabelle, mit Zeitfahrmaschine, konnte sie aber nicht einholen. Als wir wieder beim Start-/Zielbereich ankamen, kam wieder eine Wende und es ging wieder über den windigen Teil der Strecke weiter. Mein Puls war etwas zu hoch und ich drosselte das Tempo kurz, um nicht Seitenstechen oder ähniches zu riskieren. In der Trinfklasche hatte ich ein bisschen Cola auf meine Reise mitgenommen, die Beine wurden scheinbar immer besser, ich merkte sie irgendwann gar nicht mehr. Insgesamt fuhr ich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 38,5 km/h.
Nach der erneuten Wende ging es wieder auf den finalen Abschnitt der Strecke zurück zum Ziel. Dort fuhren wir an der Wende vorbei und noch ca. 100m weiter, über die Ziellinie. Ich hatte Isabelle nicht eingeholt, aber jedes Mal bei der Wende subjektiv den Eindruck, dass ich näher herangekommen war. Am Ende war es knapp, doch ich hatte 30 Sekunden Vorsprung auf Isabelle herausgefahren. Das wusste ich noch nicht, stattdessen rollte ich nach der Ziellinie noch weiter, bis das Rad zum Stillstand kam, und fiel dann tot um. Nein, das nicht ganz. ;-) Aber ich lag erst mal 5 Minuten auf dem Boden und bekam keine Luft. Irgendwann konnte ich mich setzen, und nach und nach waren auch die anderen Gehörlosen-Radfahrer durch. Ich wollte aufstehen und eine Runde locker ausfahren, doch meine Beine wollten nicht und ich wartete nochmal ein paar Minuten. Danach klappte es. Ziemlich bald nach dem Rennen kam die Siegerehrung und das Geheimnis um die Meistertitel wurde gelüftet.
Bei den Männern wurde ein erbitterter Kampf zwischen Jan und Steffen geführt (die beiden fuhren nachher wieder zusammen mit einem gemeinsamen Auto nach Hause - oh je!), und diesmal musste Steffen seinen Titel an Jan abgeben. Bei den Frauen hatte ich knapp gewonnen, und bekam mein drittes Meistertrikot zum Einrahmen (2 sind noch von letztem Jahr). Nach der Siegerehrung packten wir zusammen und fuhren zu einem nahegelegenen Gasthof, um uns noch für die teilweise weite Heimreise zu stärken. Gegen 14 Uhr fuhren wir dann alle in verschiedene Richtungen los. Ich machte in Landshut, wo ich ohnehin durchfahren musste, noch einen Abstecher zu Thomas, einem Radkollegen. Dort duschte ich und aß noch ein Stück Kuchen, denn das alles hatte es diesmal an der Rennstrecke leider nicht gegeben, obwohl sonst alles tipptopp organisiert war. Keine Unfälle, keine Stürze, keine Autos auf der Strecke. Wenn man dann verschwitzt mit dem Auto nach Hause fahren muss, ist das nicht so angenehm.
Ich war übrigens auch froh, keine erneute Bekanntschaft mit dem Traktorfahrer zu machen, der voriges Jahr mit seinem Boliden samt Anhänger beim Gehörlosen-Straßenrennen in Landshut auf die Strecke gefahren war, rabiat die Absperrungen durchbrochen hatte und dann einige der gehörlosen Teilnehmer gefärdete. Ich konnte damals in den Acker ausweichen, mir passierte nichts. Trotzdem war ich "ein Fall für die Polizei" und wurde bei Gericht als Zeugin vorgeladen, weil der Landwirt seine Strafe nicht zahlen wollte und damit vor Gericht zog. Meine Aussage war so belastend, dass er dann doch zahlte. Jedoch war er in diesem Jahr, als das Rennen wieder stattfand, auch wieder um die Strecke anwesend, und als ich mich warm fuhr, kam er mir mit seinem Traktor plötzlich bedrohlich nahe. Für die DM rechnete ich nicht mit seiner Störung, da es nicht seine Felder waren, aber sicher sein kann man sich ja nie...
Nach der kurzen Pause bei Thomas fuhr ich dann Richtung Heimat, diesmal ohne Stau und relativ zügig. Allerdings brauchte ich dann während der Fahrt selbst mehr Pausen als bei der Anreise, da ich vom Wettkampf einfach noch total platt war. Zuhause brach der große Jubel los, vor allem bei meiner Oma, die ja mein allergrößter Fan ist.

Ich freue mich über den dritten Meistertitel in Folge und bedanke mich bei allen Freunden, Bekannten, Kollegen, Unterstützern und Sponsoren für die tolle Unterstützung und Anteilnahme in jeglicher Form!! Insbesondere auch bei Held Akustik und meinem Gehörlosen-Verein, dem GSC Bodensee und Holger Nagel für die finanzielle Förderung. Ohne euch wäre das alles gar nicht möglich!! Auf eine erfolgreiche EM-Saison 2016.


Weitere Berichte und Bilder befindet im Homepage von dg-sv.de.

RENNBERICHT: 25.04.2015 (Landshut/Ergolding)

Nach meiner Premiere im vergangenen Jahr war das Gehörlosen-Rennen in Landshut kein unbekannter
Wettkampf mehr für mich. Trotzdem war ich wieder ziemlich nervös, als wir mit der Nationalmannschaft im Rahmen unseres Trainingslagers und Treffens in Landshut am zweiten Tag gemeinsam zu diesem Wettkampf fuhren. Auch in diesem Jahr waren neben uns Gehörlosen-Sportlern, diesmal insgesamt 10 Teilnehmer (davon 4 aus der Nationalmannschaft), wieder ca. 30 hörende Rennfahrer dabei. Die gehörlosen Starter wurden am Ende extra geehrt, dieses Konzept hat sch inzwischen bewährt. Nach Überlegungen seitens der Organisatoren, die Strecke auch auf ein nicht asphaltiertes Wegstück umzuleiten (Kiesweg), wurde nach einiger Kritik durch die Rennteilnehmer, die von diesen Plänen im Vorfeld mitbekommen hatten und empört reagierten, wieder verworfen. Das filigrane und empfindliche Material von Rennrädern, die zwar für gut ausgebaute Straßen wie perfekt gemacht sind und dort zu regelrechten Tempomaschinen werden, besitzt keinerlei Federungselemente und ist einfach nicht für solche „ruppigen“ Feldwege ausgelegt; und sowohl Fahrer, als auch Rennmaschine, können im schlimmsten Fall bei der Fahrt über solche Untergründe auch Schäden davon tragen, gerade im Rennen, wo mit hohem Tempo und wenig Rücksicht auf Verluste gefahren wird. Mit der Ausnahme von Profirennen, deren Akteuere sowieso im Allgemeinen einen hohen Verschleiß an Rädern verzeichnen und darum auch Materialschäden verschmerzen können, finden in der Regel keine Rennradrennen auf Schotterpisten statt, um Rücksicht auf die schmaleren Budgets und Sicherheit der gewöhnlichen Amateur- und Freizeitsportler zu nehmen.

 

Die Teilnehmerzahlen der Gehörlosen an diesem Rennen waren 2015 sehr erfreulich; mit 10 Mitstreitern stellten wir immerhin ¼ des gehörlos-hörend-gemischten Fahrerfeldes. Das Wetter wurde mal wieder schlecht angekündigt, mauserte sich aber doch noch ganz ordentlich, nachdem zunächst nicht klar war, ob es Regen geben würde oder nicht. Wir waren natürlich alle trotzdem fest entschlossen, an dem Wettkampf teilnzunehmen, zur Not auch bei schlechtem Wetter. Trotzdem sind wir uns an dieser Stelle ja bestimmt einig, dass sich so ein Rennen in den allermeisten Fällen bei trockenem Wetter wesentlich besser fährt. Das Rennen wurde, wie im vergangenen Jahr, am selben Wochenende wie das inzwischen traditionelle Trainingslager der Gehörlosen-Radsportnationalmannschaft in Landshut durchgeführt. So hatten wir eine kurze Anfahrt zur Strecke und konnten uns bequem dorthin begeben. Diesmal waren alle Gehörlosen-Radfahrer schon anwesend, da alle im selben Hotel wie die Nationalfahrer übernachtet hatten, die schon zwei Tage zuvor zum Trainingslager angereist waren.

 

Pünktlich um 14 Uhr fiel der Startschuss und ich platzierte mich, wie im letzten Jahr, von einer guten Startposition aus gleich vorne bei den Männern in der Spitzengruppe. Dort konnte ich eine Weile mithalten, bevor ich sie ziehen lassen musste und mich kurz darauf in einer Dreiergruppe wiederfand, die versuchte, den Anschluss zurückzugewinnen. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass das meistens nicht gelingt und auch unnötige Kraftverschwendung ist, da man zu dritt einfach nicht mehr an eine über zehnköpfige Gruppe heranfahren kann, die ordentlich Tempo macht und auch eine gewisse Distanz herausgefahren hat. Nachdem auch meine beiden hörenden Mitstreiter diese Konsequenz aus der Sache gezogen hatten, nahmen wir die Mission „erste Verfolgergruppe sein“ in Angriff, nahmen ein klein wenig Tempo heraus und machten gerade so viel Dampf, dass die nächste Verfolgergruppe uns nicht einholen konnte. Unterwegs sammelten wir weitere Fahrer ein und wuchsen zu einer netten Gruppe zusammen. Ich arbeitete viel vorne mit und bestimmte immer wieder auch das Tempo, das mir gelegentlich zu langsam wurde (ich hatte Angst, dass sich von hinten die nächsten Verfolger nähern würden, und wollte gleichzeitig auch den Rückstand auf die Spitzengruppe möglichst gering halten). Ich brauchte diese Männer, um mich auch mal in deren Windschatten ausruhen zu können und eine hohe Durchschnittsgeschwindigkeit aufrecht zu erhalten. Aber ich scheute mich auch nicht davor, selbst mal voraus zu fahren und nebenbei einige taktischen Spielchen auszutesten, die mir vielleicht bei anderen hörenden Rennen, die ich sonst auch noch so fahre, helfen könnten. Der erste Platz bei den Frauen, sowohl gehörlos (da war ich leider sowieso die einzige Teilnehmerin!), als auch hörend, war mir nach spätestens der Hälfte des Rennens sowieso sicher. Die Gruppe teilte sich zwischendurch nochmals, und es zahlte sich aus, dass ich mich immer im vorderen Drittel aufgehalten hatte. Nach einer Attacke konnten die hinteren Fahrer den Anschluss nämlich nicht mehr halten und fielen zurück. Am Ende zogen die Männer nochmals mächtig zu einem Finalsprint an, ich ließ mein Rennen vergleichsweise gemütlich ausklingen, da ich ja – 5 Sekunden hin oder her – sowieso nichts zu verlieren hatte. Unter kräftigem Applaus, den ich aber leider nicht hören konnte, erreichte ich endlich das Ziel und ruhte mich, ziemlich geschafft, zuerst mal für ein paar Minuten aus. Dann fand auch schon die Siegerehrung statt, wo ich einen großen Strauß Blumen und einen Kelch mit dem Landshuter Stadtwappen in Empfang nehmen konnte.

Im Großen und Ganzen können wir als Gehörlosen-Nationalteam auf ein erfolgreiches Rennen zurück blicken: Zwei Fahrer hatten sich die ganze Zeit über vorne sehr gut gehalten und können hervorragende Durchschnittsgeschwindigkeiten vorweisen. Ein weiterer Mannschaftskollege hat sich zwar etwas hinter mir platziert, aber dazu muss man auch sagen, dass er vergangenen Winter Vater geworden ist und daher verständlicherweise neben Frau und Hausbau nicht so viel Zeit hatte wie die anderen, um sich einigermaßen auf das Rennen vorzubereiten.

Bilder Rennen Landshut

2014

Deutsche Gehörlosen-Radsportmeisterschaft in Zwickau am 06./07.09.2014

Die 18. Deutschen Gehörlosen-Radsportmeisterschaften wurden in Zwickau ausgetragen, das in Ostsachsen (Nähe Leipzig und Chemnitz) liegt. Bei tollem Wetter trafen am Freitagabend die ersten Teilnehmer/innen ein; am Samstagnachmittag war die Gehörlosen-Radsportfamilie endlich komplett. Wir hatten uns alle im selben Hotel in der Nähe von Zwickau einquartiert und konnten so auch gemeinsam die Mahlzeiten einnehmen. Einige Sportler/innen wohnten nicht weit weg, daher übernachteten manche auch zuhause. Ich bin mit zwei Freiburger Radfahrern am Freitagnachmittag nach Zwickau losgefahren, wir waren ungefähr 6 Stunden unterwegs. Am Samstag loszufahren wäre bei der langen Anfahrt zu stressig gewesen, wir hätten früh morgens abfahren müssen.
Samstagnachmittag um 14 Uhr fiel schließlich der Startschuss zum Einzelzeitfahren, welches auf einem Rundkurs in einem Industriegebiet ausgetragen wurde. Das war nicht direkt in Zwickau, sondern etwas außerhalb in einer kleineren Ortschaft (Reinsdorf/Sachsen). Wir fuhren in einer Autokolonne vom Hotel zur Rennstrecke, damit niemand verloren ging. Vor Ort angekommen, konnten wir auch die anderen Teilnehmer/innen begrüßen, die erst am Samstag angereist waren. Wir fuhren die Strecke mehrmals ab, um uns mit dem Rundkurs vertraut zu machen, der auch zwei kleinere Anstiege beinhaltete. Die Frauen und Senioren mussten 3 Runden drehen und kamen somit auf insgesamt 13 Kilometer. Bei den Männern wurde noch eine Runde drangehängt. Nach und nach baute der GSV Zwickau, der diese Meisterschaften organisiert hatte, den Start- und Zielbereich auf und sicherte die Strecke ab. Doch leider konnten nicht alle Teile des Rundkurses abgesperrt werden, weshalb wir trotz Wettkampfsituation alle die Augen offen halten und auf Autos achten mussten. Das war natürlich ungerecht, denn manch einer hatte das Pech, wegen der Autos abbremsen zu müssen und dadurch Zeit zu verlieren. Als schließlich alles aufgebaut war und wir die letzten Aufwärm-Pedaltritte hinter uns hatten, gab es eine kurze Begrüßungsrede und die ersten Fahrer/innen wurden ins Rennen geschickt. Der Start- und Zielbereich war in zwei Seiten unterteilt: Auf der rechten Seite starteten wir und kamen ins Ziel; auf der linken Seite fuhren wir unsere Runden durch. So konnte man immer gut sehen, wer fertig war und wer noch mindestens eine Runde vor sich hatte. Wir starteten in einminütigen Abständen und kämpften dann gegen die Uhr und den Wind. Beim Einzelzeitfahren fährt jeder für sich; es ist auch verboten, hinter anderen mit zu dichtem Abstand hinterherzufahren, da man dann vom Wind abgeschirmt wird und Kraft sparen kann. Am Ende gewinnt derjenige, der die Strecke in der kürzesten Zeit bewältigen konnte. Um möglichst windschnittig ("aerodynamisch") zu sein, fuhren viele in sogenannten Zeitfahranzügen (einteilige Radtrikots, wo Hose und Trikot ein Teil sind und deswegen nicht so sehr im Wind flattern), mit Zeitfahrhelmen (Helm mit Verlängerung nach hinten, spitz zulaufend) und Lenkeraufsätzen (zwei "Stäbe" am Lenker nach vorn, eng nebeneinander, damit man sich weiter nach vorne beugen kann, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten). Nach dem Rennen wurde ein wenig über die Ergebnisse spekuliert, ehe eine gute halbe Stunde nach dem letzten Zieleinlauf die Siegerehrungen stattfanden. Ich war sicher, Erste oder Zweite geworden zu sein; aber genau wusste das keiner und wir konnten nur die Siegerehrung abwarten. Jedoch war es uns mehr oder weniger auch egal, wer gewonnen hatte, denn es ging darum, dass jeder sein Bestes gibt und mit seiner eigenen Leistung zufrieden ist. Ich fahre ja auch bei Rennen der Hörenden mit, und ein Unterschied zu den Gehörlosen-Rennen ist meines Erachtens, dass bei den hörenden Rennen viel mehr Leistungsdruck herrscht und man auch längst nicht so sehr als "Familie" zusammenwächst, wie es bei den Gehörlosen üblich ist. Das Wetter war super, jedoch fing es später noch an, ein wenig zu regnen und wir mussten ab und zu die Regenschirme auspacken. Zum Glück war niemand zu Sturz gekommen und alle wohlbehalten ins Ziel gefahren. Allerdings gab es einen Teilnehmer, der besonders viel Pech hatte: Zunächst lief es richtig toll und er war gut dabei. Doch dann wickelte sich die Kette am Berg beim Schalten plötzlich zweimal(!) um die Kurbel, und er konnte nicht mehr weiterfahren. Wenn die Kette mal runterfällt, kann man sie ja wieder auf das Kettenblatt legen. Aber wenn sich alles verknotet, geht gar nichts mehr. Wir haben nach dem Rennen auch noch festgestellt, dass sich die Kette verbogen hatte und deswegen leider nicht mehr brauchbar war. Zum Glück erreichten wir telefonisch ein Fahrradgeschäft in der Nähe, das eine neue Kette auf Lager hatte. Als die Siegerehrungen durchgeführt wurden, schien zwar die Sonne, doch es donnerte und grollte immer wieder. Schließlich stellte sich heraus, dass ich mir noch einen Vorsprung herausgefahren hatte und deshalb ins Meistertrikot schlüpfen durfte. In diesem Moment war ich sehr gerührt, weil ich damit nicht gerechnet hätte. Zwar waren wir nur drei Frauen, aber ich hätte gedacht, dass ich vielleicht Zweite wäre. Es wäre mir eigentlich egal gewesen, ich hätte es den anderen genauso gegönnt wie sie mir. Nach den Siegerehrungen blieben wir noch ein bisschen zu Kaffee und Kuchen und schauten bei den Nachwuchs-Rennen (Hörende) zu, die auch noch auf dem Rundkurs ausgetragen wurden. Schließlich fuhren wir wieder zurück zum Hotel, duschten, aßen zu Abend und freuten uns über die Zeit mit den anderen Gehörlosen. Ich habe bis dahin noch nicht viele gekannt, aber von fast jedem wurde ich mit einer freudigen Umarmung begrüßt und schloss auch gleich alle ins Herz, was zur Folge hatte, dass der Abschied am Sonntag umso trauriger war.
Abends klingelte noch das Handy, meine Eltern waren dran und wollten wissen, wie es mir ergangen war. Irgendwie bin ich gar nicht dazu gekommen, meinen Eltern mal eher anzurufen, weil ich einfach so viel Zeit wie möglich mit den anderen Gehörlosen verbringen wollte. Obwohl ich fast keine Gebärdensprache kann, ging es trotzdem irgendwie mit der Kommunikation und es war ein netter, lustiger Abend.
Am Sonntagmorgen ging es früh aus den Federn (ca. 6:30 Uhr), weil bereits um 10 Uhr der Startschuss für die Straßenmeisterschaft (Straße = mit Rennrad) fiel, die auf dem Sachsenring ausgetragen wurde. Das war etwas ganz Besonderes, und der Sachsenring war nur für uns gesperrt worden. Nach einigem Herumirren und 40 Kilometer später fanden schließlich alle zum Parkplatz und wir mussten uns ein bisschen beeilen, da wir nur eine gute Stunde zum Aufwärmen und Abfahren der Strecke Zeit hatten. Der Sachsenring-Rundkurs war knappe 4 Kilometer lang und sehr anspruchsvoll. Es ging immer nur bergauf, bergab, bergauf - meist mit zweistelligen Steigungsprozenten. Pro Runde waren ungefähr 60 Höhenmeter zu bewältigen. Aber der Straßenbelag war prima, da der Sachsenring ja eine Autorennstrecke ist und dort dann keine Schlaglöcher oder andere Unebenheiten sein sollten. Die Straße war schön breit, man konnte sich nicht verfahren und es gab eine lange Zielgerade mit leichtem Anstieg. Doch leider war auch nirgends auf der Strecke ein schattiges Plätzchen, weshalb wir alle ziemlich mit den 25°C zu kämpfen hatten und einige am Ende auch noch kurz am Rettungswagen versorgt werden mussten. Der Startschuss fiel pünktlich um 10 Uhr. Ich hielt mich zunächst an meine stärkste Konkurrentin, ehe ich an einem der Anstiege einen Ausreißversuch startete und feststellte, dass sie mir nicht folgen konnte. Schließlich hielt ich mich bis ungefähr zur Hälfte des Rennens in einer Männergruppe, bis ich auch die verließ. Bis zum Ende fuhr ich zu zweit mit einem ziemlich fitten Fahrer, der später Zweiter bei den Männern wurde. Kurz vor Schluss fuhr er mir doch noch davon, aber das machte nichts, da ich nur noch zwei Runden zu fahren hatte und mich auch alleine einigermaßen motivieren konnte. Irgendwann war es endlich geschafft und ich hatte eine Durchschnittsgeschwindigkeit jenseits der 30 km/h-Marke, die ich mir eigentlich vorab gesetzt hatte, auf dem Tacho stehen. Und wieder hatte ich gewonnen, und wieder übertraf dieses Rennen alle meine Erwartungen, mit denen ich zuvor nach Zwickau gekommen war. Vor der Siegerehrung gingen die meisten noch duschen - auch um sich etwas abzukühlen. Als alle soweit waren, gingen wir auf die Zuschauer-Tribüne, wo sehr liebevoll ein Podest aufgebaut worden war. Ein weiteres Mal durfte ich mir das Meistertrikot überstreifen und realisierte erst später, was eigentlich in diesem Moment passiert war.
Dann kam die große Verabschiedung, die für uns alle nicht einfach war. Ein weiteres Jahr würde vergehen, bis wir uns alle wiedersehen. Nachdem wir irgendwann und natürlich viel zu spät endlich vom Sachsenring wegkamen, steuerten wir erst mal auf einen kleinen Imbiss zu, um etwas in den Magen zu bekommen. Schließlich fuhren wir wieder nach Hause, die meiste Zeit auf der Autobahn. Gegen 21 Uhr kamen wir bei mir zuhause an. Die Freiburger hatten noch zwei weitere Stunden vor sich und es war für uns alle ein langer, aber schöner Tag mit vielen Eindrücken.

Viele Bilder gibt es beim Veranstalter GSV Zwickau: http://www.gsv-zwickau.de/?p=6608
Einen ausführlichen Bericht und alle Ergebnisse gibt es auf www.dg-sv.de

Trikot Deutsche Meisterin
Trikot Deutsche Meisterin

Mountainbike-Europameisterschaft der Gehörlosen in Kirchberg/AUT

2 Goldmedaillen für Deutschland ←

 

Von 24.-26.06.2014 wurde im österreichischen Kirchberg die Mountainbike-Europameisterschaft der Gehörlosen ausgetragen. Das deutsche Gehörlosen-Team reiste mit vier Sportler/innen, Trainer, Physiotherapeutin, Fachwart und Mechaniker bereits am 22.06.2014 an.
An drei verschiedenen Tagen wurden in jeweils einer anderen Mountainbike-Disziplin die Europameister/innen ermittelt. Mit Teilnehmer/innen aus Österreich, Deutschland, der Ukraine, Russland, Dänemark, Italien, Frankreich, Belgien, Tschechien und der Slovakei waren zehn Nationen am Start.

Bereits in der ersten Disziplin, einem schwierigen Cross-Country-Rennen auf regennasser Strecke, konnte Luise Jungnickel die erste Goldmedaille für Deutschland sichern. Im zweiten Wettkampf, der Team-Staffel, musste das deutsche Team nach hartem Kampf mit dem sechsten Platz vorlieb nehmen. Am letzten Wettkampftag allerdings setzte die deutsche Mannschaft beim Marathon-Rennen noch einmal hervorragend in Szene und konnte mit Isabelle Boberg den zweiten Europameistertitel bei dieser EM nach Hause holen.
Insgesamt kann das deutsche Team mit dieser Bilanz sehr zufrieden sein und zuversichtlich auf den nächsten wichtigen internationalen Radsportwettkampf bei den Gehörlosen blicken: Die Straßen-Europameisterschaft 2016 (Straße = mit Rennrad) im belgischen Brügge.
Ich war nicht dabei.

RENNBERICHT: 26.04.2014 (Landshut/Ergolding)

An einem Samstag Ende April (26.04.2014) war es so weit: Ich nahm an meinem ersten Gehörlosen-Radrennen in Landshut/Ergolding teil. Jedoch ist dazu zu sagen, dass neben uns Gehörlosen-Sportlern auch hörende Radfahrer am Start waren (diese waren in der Mehrzahl). Wir fuhren also kein reines Gehörlosen-Rennen, wurden jedoch am Ende extra geehrt. Die Strecke war neu, das Konzept auch. Dem RC Landshut, eigentlich ein Gehörlosen-Radverein, war es ein Anliegen, dass die Gehörlosen-Radfahrer ganz bewusst zusammen mit normalhörenden Sportlern an den Start gingen. Das hat einwandfrei funktioniert.

Insgesamt haben sieben gehörlose und 32 normalhörende Radfahrer teilgenommen. Das Wetter war trotz ursprünglich schlechter Prognose erste Sahne, über 20 Grad und Sonnenschein. Das Rennen fand am selben Wochenende wie der zweite Trainingslager der Gehörlosen-Radsportnationalmannschaft statt. Diese beiden Termine waren absichtlich so gelegt worden, sodass wir mit dem Team auch nur ca. zehn Kilometer Anfahrtsweg von unserer Unterkunft (Eugenbach) zur Rennstrecke (bei Ergolding) hatten. Damit war das Rennen quasi um die Ecke. Trotzdem waren wir gute zwei Stunden vor dem Start vor Ort und hatten jede Menge Zeit, uns auf der Runde einzufahren. Es kamen auch noch ein paar andere gehörlose Radfahrer hinzu, aber die meisten waren beim Trainingslager dabei und kamen mit dem Kader zum Rennen.

Um 14 Uhr fiel der Startschuss und ich platzierte mich gleich vorne bei den Männern in der Spitzengruppe. Dort konnte ich ganze zwei Runden mithalten, ehe ich abreißen lassen musste. Zunächst war ich alleine unterwegs, fand dann aber meinen Platz in einer fünfköpfigen Männergruppe, mit der ich für lange Zeit im Windschatten eine hohe Durchschnittsgeschwindigkeit halten konnte. Es kommt auf jede Runde an, die man in der Gruppe fährt, denn alleine im Wind verbraucht man ungleich mehr Energie. Gegen Ende des Rennens hin, als die Männer zu einem Sprint anzogen und anfingen um die Platzierungen kämpften, musste ich meine Mitstreiter schließlich ziehen lassen. Die letzten Runden fuhr ich nun alleine und musste die Zähne zusammen beißen. Die Strecke hatte zwar nur einen kleinen Berg, aber der wurde scheinbar nach jeder Runde steiler. Nach 58 Kilometern in den Beinen, die ich in gut 1,5 Stunden zurückgelegt hatte, war die kräftezehrende Anstrengung endlich zu Ende. Ich hatte alles gegeben und war bei diesem Rennen wirklich an meine Grenzen gegangen. Mit verantwortlich ist sicher auch, dass ich mich im Team richtig wohl fühle und unter diesen Rahmenbedingungen auch meine beste Leistung abrufen kann.

Meine anderen Gehörlosen-Sportkameraden waren gut dabei, aber ein Teamkollege musste wegen Krämpfen aufgeben; ein anderer aufgrund eines technischen Defekts. Das war natürlich sehr schade, denn beide hätten gute Chancen auf den Sieg in ihren jeweiligen Klassen gehabt. Die anderen beiden Kollegen, die dann noch im Rennen waren, konnten es aber mit einer guten Zeit zu Ende fahren.

Offizieller Rennbericht vom GSV Landshut mit allen Ergebnissen:

http://www.radsport-in-niederbayern.de/ostbayern-jedermann-cup-2014/ergebnis-1-etappe-ergolding-26-4/